Was ist Ehrliches Mitteilen (EM)?
EM (Ehrliches Mitteilen) ist eine von Gopal Norbert Klein, einem international renommierten Trauma Therapeuten entwickelte Kommunikationsmethode. EM ermöglicht dir in einem sicheren Rahmen mitzuteilen, wie es dir geht: Welche Gefühle, welche Körperempfindungen und welche Gedanken jetzt gerade da sind. Durch Ehrliches Mitteilen erlebst du eine Transformation, einen besonderen Kontakt und deine Beziehungen zu anderen Menschen vertiefen sich.
EM findet im Hier und Jetzt statt es müssen keine alten Geschichten und erlebtes rezitiert werden.
Wie funktioniert EM?
Die Kommunikation beim Ehrlichen Mitteilen läuft in den bereits erwähnten drei Ebenen ab:
- Körper Empfindungen
- Gefühle
- Gedanken
EM ist in der Gruppe wie auch zu zweit praktizierbar. Jeder erhält nacheinander den gleichen Zeitraum sich mitzuteilen, z.B. 5 Minuten, dieser Zeitraum wird gemeinsam in der Gruppe vereinbart und ist für alle Teilnehmenden gleich. Während einer in der Gruppe spricht, hören die anderen zu, das Zuhören ist ebenso wertvoll wie das Mitteilen und der Sprechende erhält die hundertprozentige Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe. Während des Ehrlichen Mitteilens ist es gut Blickkontakt zu halten, sollte dies nicht möglich sein kann auch beispielsweise auf die Füße geschaut werden, die andere Person sollte aber angeschaut werden. Der Mitteilende versucht alles mitzuteilen was bei Ihm gerade da ist.
Beim EM werden besondere Satzanfänge benutzt, diese dienen dazu die jeweiligen Ebenen (Körper Ebene, Gefühle, Gedanken) mitzuteilen und eine „innere Distanz“ zu den mitgeteilten Inhalten zu schaffen. So können alle Ebenen ohne Identifizierung mitgeteilt werden.
- Körper-Empfindungen werden mit einem Satzanfang wie: Ich spüre … eingeleitet. Beispielsatz: Ich spüre eine Wärme im Bauchraum. Ich spüre eine Anspannung im oberen Rücken.
- Gefühle werden mit dem Satzanfang: Ich fühle … mitgeteilt. Beispiel: Ich fühle Freude. Ich fühle Trauer.
- Gedanken werden mit Satzanfängen wie: Mein Kopf denkt … oder In meinem Kopf ist der Gedanke, dass … Beispiel: Mein Kopf denkt, dass ich alles richtig machen muss. In meinem Kopf ist der Gedanke, dass ich noch gar keine Gefühle geäußert habe.
Beim Mitteilen von Gedanken ist darauf zu achten, dass der mitgeteilte Gedanke nicht zu lang formuliert wird und das Mitteilen nicht in ein „Geschichten erzählen“ abdriftet. Bei längeren Gedanken Mitteilungen wird vor jeden Satz erneut der besondere Satzanfang gestellt.
Wie wirkt Ehrliches Mitteilen?
Viele Menschen haben als Kind die Erfahrung gemacht, dass die Bezugspersonen nicht angemessen mit Ihren Gefühlsregungen umgehen konnten. Dies hat zur Folge, dass das Äußern bestimmter Gefühle für das kleine Kind Lebensgefahr bedeutet. Zum Beispiel wenn das wütende Kind geschlagen wurde oder das traurige Kind mit seiner Traurigkeit allein gelassen wurde. Da damals unser Überleben vom da sein und von der Fürsorge der Bezugsperson abhing haben wir diese Gefühle mit akuter Lebensgefahr verknüpft und sie folglich unterdrückt.
Der Prozess basiert unter anderem auf den Erkenntnissen aus der Polyvagal-Theorie von Stephen W. Porges. Hier in aller Kürze ein Umriss:
Porges gliedert das Autonome Nervensystem in drei Stränge:
- Ventraler Vagus: Sicherheit – Soziale Aktivität, Zugewandtheit
Freude, Liebe, Entspannung, Lebendigkeit, Handlungsfähigkeit, Kreativität, Glück, Kontakt
- Sympathikus: Gefahr – Mobilisierung von Kräften für Kampf oder Flucht
Ärger, Wut, aktivierende Angst, Auseinandersetzungen, krieg, Konkurrenz, Trennung, Manipulation
- Dorsaler Vagus: Überwältigende-, Extreme Gefahr – Erstarrung / Totstellreflex
Lähmende Angst, Leere, Energielosigkeit, innere Resignation, Depression, Hoffnungslosigkeit
Damals als Kind haben die Reaktionen Kampf, Flucht und Erstarrung unser Überleben gerettet. Diese Reaktionen führen heute allerdings zu destruktiven Beziehungsmustern. Wenn wir diese unterdrückten Gefühle mitteilen wollen, ist in uns immer noch die Vorstellung von drohender Lebensgefahr aktiv, obwohl jetzt real im Außen keine Lebensgefahr droht. Wir hängen somit, wie in einem Feedback loop in unserem Kindheitsszenario fest.
Welche Level gibt es beim Ehrlichen Mitteilen?
- Level 1: Beim Mitteilen der Gedanken wird kein Bezug auf die anderen Teilnehmer genommen, sodass sich niemand angesprochen fühlt.
- Level 2: Die Bezugnahme beim Mitteilen der Gedanken ist möglich. Level 2 ist nur möglich, wenn auf Level 1 bereits genug Sicherheit besteht, sich alle damit wohl fühlen und ausdrücklich einverstanden sind.
- Level 3: Level 3 ist für Menschen die bereits länger EM praktizieren und sich darin sehr sicher fühlen. Die Runde besteht aus drei Menschen, der vereinbarte Zeitraum wird nicht aufgeteilt und es gibt keine feste Gesprächsreihenfolge.
Mit Wem und Wo ist EM möglich?
Grundsätzlich ist Ehrliches Mitteilen mit jedem Menschen, der Interesse daran hat und mit dem du dich selbst sicher fühlst möglich.
Du kannst zum Beispiel deine Partnerin oder Partner oder deinen besten Freund Fragen, ob er/sie EM mit dir praktizieren möchte.
Eine weitere Möglichkeit ist dich einer lokalen Gruppe anzuschließen. Eine lokale EM-Gruppe ist eine autonom organisierte Gruppe, die sich in regelmäßigen Abständen zum Ehrlichen Mitteilen trifft. Eine lokale Gruppe in deiner Nähe findest du mit der „Herzchen Karte“: https://honestsharing.org/
oder über die Telegramm Gruppe: https://t.me/gopal_lokale_gruppen_vernetzung
Ich wünsche dir viel Spaß beim ehrlichen Mitteilen.